Erinnerung, Schuld und Verantwortung

Hermelsbacher Friedhof, Russisches Mahnmal

Donnerstag, 23. August, 18:30 Uhr, Treffpunkt: Alter Hermelsbacher Friedhof.

Werner Stettner, von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Siegen, hat sich angeboten, die Lions-Freunde aus Freudenberg, einige der Besonderheiten des Hermelsbacher Friedhofs zu zeigen. Zur Vorbereitung der Führung gehört auch, das er die Herren bittet, eine Kopfbedeckung mitzubringen.

Hermelsbacher Friedhof, Walter Krämer-Grabstätte

Eins der ersten Gräber, auf welches Werner Stettner aufmerksam macht, ist das des in Siegen geborenen Walter Krämer. Walter Krämer (1892 – 1941), der von den Nazis als KPD-Mitglied inhaftiert wurde. Nach mehreren Aufenthalten in diversen Gefängnissen, kam Walter Krämer in das Konzentrationslager Buchenwald. Über seine Tätigkeit im Häftlingslazarett, gewann er medizinische Grundkenntnisse, die er unter Lebensgefahr dazu nutzte, seinen Mithäftlingen dringend benötigte Hilfe angedeihen zu lassen.
Am 6. November 1941 wurde Walter Krämer von der SS, im Steinbruch von Hahndorf erschossen.

Hermelsbacher Friedhof, jüdisches Gräberfeld1

Wenig später, die mitgebrachten Kopfbedeckungen kommen nun zum Einsatz, stehen die Freudenberger Lions vor dem jüdischen Gräberfeld, das im Jahre 1912, auf einem leicht ansteigenden Hang angelegt wurde. Nach oben hin begrenzt eine niedrige Hecke das Feld, die durch das 1951 angebrachte Denkmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus unterbrochen wird. Der 2 m x 2 m große Gedenkstein trägt die Inschrift: „Zum Gedenken den jüdischen Märtyrern 1933 -1945“

Steine, die auf den Gedenktafeln der Gräber abgelegt wurden, künden von Besuchern, die ihre Anteilnahme bekunden.

Hermelsbacher Friedhof, jüdisches Gräberfeld2

Zwischen den den jüdischen Gräbern befinden sich auch die letzten Ruhestätten ehemaliger polnischer und russischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
In Zeiten des Nazi-Terrors sollten diese „Untermenschen“, die zumeist in der heimischen Industrie eingesetzt waren, nicht auf einem deutschen Friedhof beigesetzt werden. Darüber, das fremde Religionsangehörige nicht auf einem jüdischen Friedhof beigesetzt werden dürfen, setzten sich die damaligen Verantwortlichen ohne jeden Skrupel hinweg.
Mit Zustimmung der wenigen jüdischen Überlebenden des Holocaust verblieben die Toten nach 1945 in ihren Gräbern.

Hermelsbacher Friedhof, Zwangsarbeiter

Unweit des jüdischen Gräberfeldes schließt Werner Stettner seine alternative Begehung des Hermelsbacher Friedhofs auf einem Gräberfeld mit niedrigen steinernen Kreuzen und einem großen Obelisken. Die Inschrift auf dem Obelisk, in Hebräisch, Russisch, Englisch und Deutsch besagt:
„Hier ruhen 377 von 691 russischen Frauen, Männern und Kindern, die 1942 bis 1945 in der Zwangsarbeit in Siegen umkamen. Sie erinnern uns an unsere Schuld und unsere Verantwortung für den Frieden.“

Hermelsbacher Friedhof, Erinnerung, Schuld, Verantwortung

Der Lions Club Freudenberg bedankt sich bei Werner Stettner und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Siegerland e.V. für eine bewegende Führung die Geschichte unserer Kreisstadt Siegen.